Elma Soda

Für ihn und seine Homies kann Schwabing „so Swagger sein“. Und wenn er fly in den Sky abhebt und am Dancefloor ankommt, ist im Drink natürlich: Elma Soda. Was das für 1 Getränk ist? Übersetzt bedeutet es Apfelsaftschorle und ist gleichzeitig der Künstlername von Attila, Schwabinger - und Halbtürke. Er ist 31 Jahre alt und nein, kein Urmünchner – aber fühlen darf er sich trotzdem wie einer. Im Alter von vier Jahren wechselte er vom Land der Köfte in die Stadt der Weißwurst. Hauptberuflich arbeitet Attila in der IT-Branche. Was aber noch viel wichtiger ist: Er ist ein musikalisches Chamäleon. Er spielt Bass als Hauptinstrument, E-Gitarre, Akustik-Gitarre, ein bisschen Synthesizer und Drums. Seit 2003 macht er Musik und spielt in einigen Indie-Bands wie Kafkas Orient Bazaar oder seiner neuen Band Papertrails. Auch im Electropop-Genre hat Attila bereits ein Soloprojekt namens Atlataş am Start. Und nun sein aktuellstes Soloprojekt: Cloudrap. Unter seinem Künstlernamen Elma Soda veröffentlichte er den Song „Turnupfelschorle“, in dem er seine Liebe zu Schwabing und Anti-Alk feiert. Wir haben ihn im Jennerwein bei – natürlich einer Apfelsaftschorle - getroffen.

Woher kam deine Leidenschaft zur Musik?

Ziemlich sicher nicht von meinen Eltern! Mein Vater zum Beispiel hört fast gar keine Musik. Er hat früher Ska gehört, als er in London gelebt hat. Aber im Grunde hört er einmal im Jahr David Bowie und Dudelsackmusik an Weihnachten. Er ist also kein Fan von Musik - kommt aber trotzdem gerne zu meinen Konzerten. Meine Mutter ist Türkin und hört viel Oldies und türkische Songs. Mein Vater hat nie ein Instrument gespielt. Meine Mutter musste zwar viele lernen, aber war nie davon begeistert. Deshalb waren wohl beide skeptisch als ich meinte, ich wolle Musik machen. Die haben nicht damit gerechnet, dass ich da motiviert dran bleibe.

Elma Soda ist dein Künstlername. Wie kamst du auf den Namen?

Elma Soda ist eine Kunstfigur, ein Spaßprojekt. Es kommt daher, weil ich seit Ewigkeiten keinen Alkohol mehr trinke. Die Getränke, die ich stattdessen trinke, bringe ich in den Gesprächen mit anderen Leuten. Mein Favorit war lange Zeit Spezi - irgendwann bin ich auf Apfelsaftschorle umgestiegen. Und Elma Soda ist die exakte türkische Übersetzung dafür - auch wenn es das Getränk in der Türkei nicht wirklich gibt. Wenn jemand in der Türkei eine Apfelsaftschorle bestellen würde, müsste er „Elma Soda“ sagen. Der Kellner würde es zwar irgendwie verstehen, aber einen für verrückt halten. Musikalisch ist mein Ansatz als Elma Soda, nicht voll in die Rap-Szene einzutauchen, sondern irgendwie an der Kante zu anderen Genres zu surfen. Ich will Kollaborationen machen, die nicht hundertprozentig Rap sind. Am Liebsten möchte ich einem Nicht-Hiphop-Track einen Cloudrap-Einschlag verpassen. Und am besten wieder mit absolut verrückten Musikvideos dazu. Das war sowieso eines der Highlights an dem Projekt!

Und woher kommt der Entschluss keinen Alkohol mehr zu trinken?

Ich habe einfach nie richtig Spaß gehabt beim Trinken und habe es immer als negativen Nebeneffekt gesehen wenn ich ausgegangen bin. Außerdem habe ich zu der Zeit viel Hardcorepunk gehört - da gibt es die Straight Edge-Bewegung. Die Idee davon fand ich total super, weil es zu meinem damaligen Gefühl gepasst hat. Ich wollte und will gar nicht Alkohol trinken und der Gruppenzwang bei dem Thema hat mich sowieso immer genervt. Deshalb habe ich experimentiert, wie das ist, wenn ich nichts trinke und habe dann beschlossen es beizubehalten. Ich höre jetzt nicht zwar nicht mehr so viel Hardcorepunk, aber ich finde, es passt immer noch und ich glaube auch nicht, dass es sich jemals ändern wird.

Nun machst du Cloudrap. Früher hast du Hardcorepunk gehört. Wie kommt man auf diesen extremen Wechsel?

Als Teenager habe ich viel Rap gehört, hauptsächlich Eminem und Dr. Dre. Irgendwann ging das dann über zu Linkin Park und dann ging die Punkphase los - hauptsächlich davon ausgelöst, dass ich Tony Hawks Pro Skater gespielt habe. Da war ich musikalisch dann sehr punklastig unterwegs. Allerdings nie vom Lifestyle her. Ich hatte zwar eine einzelne Dreadlock, lange lockige Haare und super weirde Bärte - aber als Punk hätte ich mich selbst nie bezeichnet. Dann habe ich angefangen Musik zu machen. Vom Punk bin ich dann aber zum Indie-Rock gekommen und mein Geschmack hat sich in diese Richtung erweitert. Ich spiele bereits seit 12 Jahren in der Indie-Band Kafkas Orient Bazaar. Nach einiger Zeit habe ich angefangen diese neuartigen Dubstep-Sachen zu hören, die wie ein Staubsauger klingen. Dann ging es weiter über Trap zum Cloud-Rap. Plötzlich war die Idee da, das selbst zu machen. Also zusätzlich zum Indie-Hardcore-Zeug nochmal ein ganz neues Fass aufzumachen. Das habe ich dann gemeinsam mit Norman von „Der Tante Renate“ angegangen, der hat ein Studio in Leipzig.

Wie kam es zur Idee zu Turnupfelschorle?

Am Abend vor der Aufnahme in Leipzig habe ich in einer Bar übernachtet und dort an der Theke den Text zum Song geschrieben. Der Track handelt von Lebensfreude und viele kleine Details spiegeln wider, wie viel Spaß wir im Studio hatten. Mein Hotspot zu Schulzeiten waren immer das Jennerwein und die X-Bar, und das sollte gemeinsam mit der Apfelschorle den Grundstein des Textes bilden.

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Elma Soda

Nun sind wir von Untypisch München auch immer auf der Suche nach alternativen Lokalitäten. Da du selbst auch solche Orte präferierst – was magst du persönlich in München?

Als Elma Soda möchte ich ja ein Plädoyer zugunsten von Schwabing einbringen, das sich im Graubereich zwischen Ernst und Ironie bewegt. Es gibt ein paar coole Bars in Schwabing, aber der Rest des Viertels ist barmäßig Feindgebiet. Wenn man sich ansieht was um die Münchner Freiheit abgeht, dann ist das (bis auf wenige Ausnahmen) genau dieses Schicki-Micki-Normalo-München, was mich nervt und langweilt. Im Rest der Stadt finde ich das Kafe Kult total super. Das ist wie ein zweites Wohnzimmer in einer halb verfallenen Holzhütte aus den 1930er Jahren, es gibt schräge Deko und die Musik passt gut zu meinem Geschmack. Dorthin kommen unbekannte Bands aus der ganzen Welt – denn ich gehe gerne zu Locations, bei denen Livemusik gespielt wird. Ich mag Läden, die nicht nur reine Clubs sind sondern auch ruhigere Ecken haben, wo man sich hinsetzen und mit den Leuten quatschen kann. Wo ich mich wohl fühle? Locations wie Import/Export, Rennsalon, Südstadt, Bahnwärter Thiel, Frauen26 oder der Cord Club. Letzerer ist ja ohnehin einer der wenigen Indie-Clubs, den die Stadt noch hat. Die AWI-Bar steht auch schon ewig auf meiner To-Visit-Liste.

In welchen Locations fühlst du dich dann unwohl?

Es gibt viele Orte in München in denen ich mich unwohl fühle. Irgendwann wird man doch überredet, einmal mitzukommen und wenn man dort ist, weiß man, wieso man sonst nie dorthin wollte. Ich hatte mal einen Auftritt im P1 mit Kafkas Orient Bazaar. Das war vor vier Jahren. Ich fragte mich, was zum Teufel ich da mache. Also ich meine, Oliver Kahn oder Lothar Matthäus ja, aber wir: nein. Oder auch die 089 Bar und die Milchbar. Das ist nicht so meins, ich fühle mich dort nicht so wohl. Klar es gibt andere Leute, die sich dort gerne herumtreiben und das ist auch gut so, es muss ja verschiedene Geschmäcker geben. Dann stürzen sich nicht alle auf die gleichen Sachen.

Welche Zukunftsprojekte hast du?

 Als Elma Soda wäre ein Track über Pizza oder Spezi cool. Oder ich strecke meine Fühler weiter aus und schreibe darüber, wie scheiße andere Stadtviertel außerhalb von Schwabing sind. Das wäre ein möglicher Ansatz. Ich setze aber keine konkreten Ziele. Wenn ich eine bescheuerte Idee habe und merke, dass sich die umsetzen lässt, werde ich das definitiv angehen.

Nun ist am 15. Mai ein Konzert deiner neuen Band Papertrails – erzähle uns mehr darüber.

Ich freue mich sehr auf dieses Konzert, nicht nur weil es im Kafe Kult ist sondern auch wegen der Band selbst. Ich bezeichne uns mit einem Augenzwinkern als Happy-Emo-Band. Wir sind musikalisch ein Mix aus Kings of Leon, Blink-182 und Emomusik in glücklich. Irgendwo in diesem Dreieck bewegt sich unser Stil. Zwei der anderen Bandmitglieder sind Freunde von mir mit denen ich früher in einer Ska-Punk-Band gespielt habe. Den dritten haben wir zufällig über ein Facebook-Gesuch kennen gelernt. Er passt musikalisch und menschlich super in die Band und die Proben laufen fantastisch. Ich bin gespannt, welche Resonanz Papertrails hervorrufen wird. Und ich bin wie immer positiver Dinge.

Hier der Track "Turnapfelschorle" von Elma Soda: