Du bist nicht du, wenn du hungrig bist

Essen ist ja immer so eine Sache – einige wissen damit umzugehen, andere jedoch nicht. Es gibt Momente, in denen ich mich ertappe, wie ich anderen Menschen beim Essen zuschaue und mir Gedanken mache, warum wir so essen wie wir essen. Das Phänomen gibt es vor allem im Sommer. Denn Eis essende Menschen sehen alles andere als schön aus. Und weil es davon so viele gibt, fällt es umso mehr auf. Sie schlabbern, kosten, schlecken, lutschen und saugen. Und die Art wie sie ihre Waffel halten – eine eingerollte Hand, die mit drei Fingern die Waffel umkrallt – ist nicht ganz koscher. Aber wer sagt, dass ich besser aussehe wenn ich ein Eis esse. Egal in welchem Essensparadies namens ‚Restaurant’  ich bin, treffe ich generell immer auf den gleichen Typ Mensch. Er fällt durch sein Benehmen auf und sorgt bei mir in fast jedem Lokal für ein Deja Vu. Und da wir uns die meiste Zeit in der Gastro aufhalten, stellen wir euch einige der verschiedenen Gäste vor: Denn du bist nicht du, wenn du hungrig bist.

Die Sonderwünschler

„Könnte ich anstatt den Nudeln auch Kartoffeln haben und anstatt dem Salat würde ich dann Bruschetta nehmen“ oder „Kann ich meinen Salat auch ohne Zwiebel bekommen?“ – bei diesen Sätzen rollen vielen Kellner mit den Augen: „Nicht die schon wieder“. Manche Ober reagieren ganz gelassen und freundlich, wird jedoch die ganze Karte umgestellt, ist mit dem Koch nicht gut Kirschen essen. Eine Karte wird ja nicht umsonst geschrieben. Das man ab und zu mal anstatt den Kartoffeln Nudeln nimmt oder Kleinigkeiten auf die man allergisch ist weglässt, ist ja ok, aber mehr als eine Sache sollte es nicht sein. Wenn aber die Sonderwünsche nicht eingehalten wurden, gibt es meist zwei Reaktionen: die einen, die es nicht akzeptieren möchten und laut werden. Und die anderen, die eigenhändig alle kulinarischen Unannehmlichkeiten herauspuhlen, beispielsweise wird die Rinde vom Brot getrennt, die Haut der Tomaten entfernt oder die Rosinen vom Kaiserschmarrn herausgepickt.

Die lauten Lacher

Ein Witz am Nachbarstisch und es ist vorbei. Wenn man gerade dabei ist, seine köstliche Pasta zu verspeisen wird die Ruhe von schallendem Gelächtern gestört, sonder kommt in einem Schwall. Es ist auch leider kein einzelnes Lachen, welches vielleicht noch erträglich wäre. Erzählt man seinem Gegenüber etwas, wird man bis zu zweimal im Satz unterbrochen und nach der zweiten Unterbrechung hat man dann auch schon keine Lust den Satz zu beenden und ist sichtlich genervt von der ach so lustigen Truppe. Irgendwann folgt dann auch schon ein ‚unauffälliger Bitchblick’ über die Schulter und man selbst möchte darauf hinweisen, das der Witz nicht lustig war. Aber jucken tut die das keinen Meter. Umso mehr ist die Freude dann, wenn sie die Rechnung bestellen – Ruhe ahoi.

Die, die nicht essen können

Wenn man isst, sieht man nicht immer gut aus. Es ist wirklich eine Kunst elegant zu essen und es zu vertuschen, wenn einem der halbe Inhalt wieder auf den Teller fällt. Dieses Phänomen erlebe ich stets bei der guten alten Dönerbude – versuch mal einen Döner elegant zu essen. Im Restaurant jedoch kann man es bei einem Teller Spaghetti gut beobachten. Rollst du zu viel auf deinen Löffel – hier wieder die Frage, isst du mit Löffel oder ohne – endest du schlürfend über deinen Teller wie bei Susi und Strolch. Bei Salat gibt es das Problem mit den viel zu großen Salatblättern. Da ist das Dressing überall im Gesicht außer im Mund – ich spreche aus eigener Erfahrung. Und dann gibt es noch die Regel – erst kauen, dann sprechen. Hat man etwas Spannendes zu erzählen, dann wartet man bis man heruntergeschluckt hat. Der Gegenüber hat wenig Interesse in die Mundhöhle des anderen zu schauen. Bei einem ersten Date kommt dann die Aussage „Ich ruf dich an!“. Tut sie nicht – Lern erst einmal Essen. 

Die Läster-Schwestern

Die wenigsten Menschen mögen es bei Essen gefilmt zu werden, ebenso ist es mit dem Beobachten. Dass man beim Essen nicht gerade sexy aussieht ist klar, gibt es aber noch einen Mädelstisch oder einzelne Personen, die dich permanent anstarren, konzentriert man sich nur noch auf die seitlichen Blicke und man möchte am liebsten mit Rauchzeichen andeuten, dass es hier nichts zu sehen gibt. Diese Art von Gäste nehmen einfach alles auseinander: „Schau bitte wie ihr Kleid aussieht,“ „Hast du gesehen wie er sein Fleisch schneidet,“ „Uh, sie hat Lippenstift am Zahn“. Hier gilt die Regel - einfach ignorieren.

Die Nervösen

Sie spielen in dem Kerzenwachs bis sie sich die Finger verbrennen, sie nehmen die Servietten auseinander und reißen das Etikett von der Flasche – Pöbelalarm. Aber das machen sie unterbewusst. Diese Art Restaurantbesucher können nicht still sitzen und brauchen eine Beschäftigung. Sobald aber das Essen auf den Tisch kommt, konzentrieren sie sich nur darauf. Sie versuchen auf diese Art und Weise die Zeit bis zu ihrem Essen zu überbrücken oder zeigen ungewollt, das ihr Gegenüber ihnen Langeweile beschert. Sie spielen aber nicht nur am Tisch herum, sondern auch an Bart oder Haaren. 

Die, die sich ständig beschweren

Das Essen ist zu kalt, die Suppe zu salzig, der Salat schwimmt in Öl oder das Essen kam nicht gleichzeitig an den Tisch. Es gibt zwei Arten von Beschwerden: Die Sinnvolle und die Sinnlose. Die Sinnvolle zählt zu den Kategorien: „Das Essen ist versalzen,“ „Das Fleisch ist Roh“ oder „Wir warten schon seit einer Stunde auf unser Essen“. Das einen das ärgert ist nachzuvollziehen. Schließlich zahlt man ja für das Essen. Zu den sinnlosen Beschwerden zählt, das Essen als schlecht zu bezeichnen - aber alles aufzuessen. Wenn das Gericht nicht den Wünschen entspricht oder einem nicht schmeckt, warum isst man es dann? Unterschiede gibt es außerdem noch in der Art wie man die Beschwerde los wird: Fängt man an zu schreien und bekommt Aufmerksamkeit von allen umliegenden Tischen, muss man wirklich wütend sein oder man ist einfach nur eine Drama Queen. Sagt man aber einfach nett und sachlich „Das Essen hat mir nicht geschmeckt“ kann man sich hier vielleicht auch noch ein zweites Mal blicken lassen.