Braungebrannte, vor Öl triefende Männer mit Schnauzern wälzen sich mit ihren zu knappen Badehosen im Küstensand Rio de Janeiros, Frauen ziehen mit ihren schrillen, glitzernden Kostümen halbnackt und mit Pfirsicharsch durch die Straßen und tanzen Samba – während sich die Christusstatue auf dem Berg Corcovado durch die Wolken schiebt. So und nicht anders würde man sich Rio de Janeiro, die zweitgrößte Stadt Brasiliens, vorstellen. So dachte bestimmt auch Neville Kuhlmann. Das würde unter anderem das Bild zum Film "City of God" in seinem neu eröffneten Café Kaserne de Janeiro erklären. Eigentlich wollte Kuhlmann nach Brasilien reisen, für das Projekt Container Collective blieb er aber in München. Mit der Leitung seines eigenen Cafés hat er ein kleines Stück Urlaubsfeeling zum Ostbahnhof geholt.
Hafencharme
Der Name Kaserne klingt erstmal etwas hart. Nein, das ist keine Anstalt für „Gefährder“ mit brasilianischen Wurzeln unter polizeilicher Aufsicht, sondern ein Part des Container Collective. Das findet man direkt am Eingang zum neuen Werksviertel in der Atelierstraße. Rund um das orangefarbene Hochhaus Werk3 und der „Container City“ sollen sich in den nächsten Jahren knapp 3000 Menschen ansiedeln – zum Wohnen und Arbeiten. Das Container Collective besteht aus 27 massiven Überseecontainern, die gedämmt und geheizt sind. Streetart-Künstler haben den farblosen Außenflächen in Form von coolen Motiven Leben eingehaucht. Es entstand eine, im Tetris-Schema aufgebaute Kleinstadt aus Schiffscontainern. In den nächsten drei Jahren soll hier ein Kreativquartier entstehen. 15 der 27 Container werden an Künstler, Freischaffende und junge Unternehmen vermietet. So ziehen unterschiedliche Branchen in die Quader: egal ob Radiosender (Radio 8000), Plattenlabel (Public Possession), Grafiker (Michael Wiethaus alias Mixen), Cocktailschule oder Pop-Up-Stores wie beispielsweise von Casual Monks – jede Idee kann – und darf – mit einfließen.
Fast zwei Jahre hat das Gastro-Trio um Robinson Kuhlmann, sein Bruder Neville und Markus Frankl, an dem Projekt geplant. Robinson ist in München bekannt durch seinen Skateshop SHRN, das Restaurant Attentat Griechischer Salat sowie seinen Bars Wedding Chapel und der 14, in der wir auch so manche Abende mit "Liquid Cocaine" zu brachten. Markus Frankl kennt man durch seine „Schnelle Liebe“. Das Container Collective füllt sich momentan mit Künstlern – ab März soll die obere Etage mit Dachterrasse und wunderbarem Ausblick über das Areal als Restaurant und Bar genutzt werden. Von den Kuhlmanns und Frankl – ist ja klar! Das darunter gelegene Café Kaserne de Janeiro hat auf jeden Fall geöffnet und ist einen Besuch wert.
Kaserne de Janeiro
Auf nur wenigen Quadratmetern erstreckt sich das Café. Viel Platz gibt es nicht: ein paar zwergenhafte Tische, eine winzige Theke. Sich in einem Schiffscontainer wie aneinandergepressten Sardinen fühlen passt auf jeden Fall gut ins System. Ganz nach dem Motto „komm kuscheln“ haben es nicht nur schüchterne Leute plötzlich ganz leicht – bei der Enge kann man sich auch bestens von dem eisigen Wetter wieder aufwärmen. Damit dann wirklich annähernd tropische Temperaturen wie in Brasilien entstehen, versorgt das Café-Team die Besucher mit Kaffee aus der Münchner Rösterei Emilio (30% Arabica, 70% Robusta). Zudem bieten sie frische Säfte sowie Bocadillos, also Sandwiches, an. Die gibt es in drei Varianten, in vegetarischer Form (3,90 Euro), mit Salami (4,20 Euro) oder mit Lachs (4,20 Euro). Apropos Fisch: Auch die Wände sind in einem warmen Lachs-Ton gestrichen. Dadurch wirkt der kleine Container durchaus freundlich – allgemein ist es trotz „Kasernengröße“ sehr gemütlich. Bei den Zuckerhüten auf den Tischen denkt man an den berühmten Berg der brasilianischen Großstadt - zwei Plakate an den Wänden der Thekenseite laden zum Träumen ein. Sozusagen eine brasilianische Wohlfühloase inmitten Containern auf einem alten Industriegelände.
Hier unsere Bewertung auf einen Blick
Kaserne De Janeiro
Atelierstraße / Friedrichstraße
81671 München
Öffnungszeiten
Montag - Samstag: 08.00 - 20.00 Uhr
So findet ihr das Container Collective