Dinner for Bohemians

Der Pariser Stadtteil Monmatre ist weltweit als Künstlerviertel bekannt – hier in München traf man die Bohème in Schwabing an. Und genau hier, im Neubaugebiet Schwabinger Tor, eröffnete Michael Urban das deutsch-französische Restaurant La Bohème. Das mussten wir uns natürlich genauer ansehen und folgten der Einladung zum Pressedinner. Raus aus der Tram an der Haltestelle Parzivalplatz, hinein in das Lokal und somit ins vergangene Jahrhundert zu einem beliebten Treffpunkt der damaligen intellektuellen Randgruppen.

Vom Brunch bis zum Abendessen könnte man hier den ganzen Tag verbringen. Die Lounge direkt neben dem Eingangsbereich lädt mit einer gemütlichen Chesterfield-Couch zum Verweilen ein. Die erhöhten Rundbänke in der Mitte des Raums und das an die Wand gepinselte Bild einer Frau an der Bar ziehen den Blick auf sich und laden zu einem Drink. Schwere Vorhänge und gemütliche Sessel an den Tischen verleihen dem Restaurant einen Wohnzimmercharakter trotz Rohbeton, Rostoptik und Kupfer. Selbst die Toilettenräume sind ganz der Thematik angepasst – die Wände lassen sich beschriften und bemalen und damit die Besucher selbst zu Künstlern werden.

Das gesamte Konzept des Restaurants ist sehr durchdacht. Details wie Schmetterlinge an der Wand, die ein Symbol der Schönheit darstellen oder die Zeichnungen einer Münchner Künstlerin auf den Servietten, lassen die faszinierende Zeit der Bohemiens wieder aufleben. Durch die Konstruktion der Pendellampen, die durch ein Schienensystem an der Decke angebracht sind, ist es möglich die Platzverteilung im Raum beliebig zu ändern. Wie bei diesem Pressedinner zum Beispiel. Etwa fünfzehn Personen nahmen an der Tafel Platz, um sich durch verschiedene Köstlichkeiten zu probieren.

Serviert wurde an diesem Abend ein Menü mit Weinbegleitung vom Feinsten. Und schon beim Tippen dieser Worte läuft mir wieder das Wasser im Mund zusammen. Es ging los mit einem Amuse Bouche (Gruß der Küche) – dazu ein Glas Weißwein. Danach folgte Schwarzwurzel mit Picandou, Herbsttrompeten und Wildkräutern – dazu ein Glas Weißwein. Weiter ging es mit der Kokos-Madragascurry Suppe zu pikantem Garnelentatar mit Red Dhofar und Koriander – dazu ein Glas Weißwein. Danach wurde ein geräuchertes Stunden-Ei (ja, dieses Ei wird eine Stunde lang zubereitet!) mit Babyspinat, Nussbutterhollandaise und Schwarzem Trüffel serviert. Und natürlich einem weiteren Glas Weißwein. 

Wer jetzt noch nicht satt – oder betrunken war: Kein Problem, es folgten noch drei weitere Gänge. Für alle anderen (wie mich) hieß es: durchhalten – aber im positiven Sinne. Denn davon wollte man sich nichts entgehen lassen.Es ging also weiter mit Meeräsche (das ist ein Fisch) zu Perlgraupenrisotto mit Champagnerschaum – sehr fancy. Und einem weiteren Glas Weißwein. Danach folgte das Rinderfilet, das vom Chef persönlich direkt vor unseren Augen geräuchert wurde. Serviert wurde das wohl beste Rinderfilet das ich je hatte, mit einem Bohnenbündchen, Macaire-Kartoffeln und Demi-Glace (das ist eine Soße), dazu ein Glas Rotwein. An diesem Punkt musste ich dann doch eine Runde mit dem Wein aussetzen um nicht unter den Tisch zu rutschen.
Zu guter Letzt die Nachspeise: Mi-Cuit Chocolat mit glasierten Kirschen und Tonkabohneneis und dem letzten Glas Weißwein. Definitiv genug Wein für einen Abend.

Trotz dieses besonderen Menüs, wovon wir einiges nicht einmal richtig aussprechen konnten oder zum ersten Mal aßen (da keine Experten!), kamen wir uns keineswegs fehl am Platz vor. Zwar hören sich die Gerichte nach genau dem an, was wohl die Münchner Schickeria bevorzugt. Aber im Gegensatz zu vielen gehobenen Restaurants stimmt hier das Preis-Leistungsverhältnis und was mindestens genauso wichtig ist: Die Atmosphäre und das Klientel ist sehr entspannt und unkonventionell. Das macht das La Bohème im Vergleich auch so untypisch. Neben den eingeladenen Gästen (hautpsächlich Foodblogger), waren junge sowie ältere Paare, größere und kleinere Gruppen von Freunden oder Kollegen in mal lässiger, mal förmlicher Kleidung, anzutreffen. Ein durchweg bunt gemischtes Publikum aus Studenten, Angestellten und Unternehmern frei von konventionellen Zwängen, ganz wie es vom Geschäftsführer gedacht war. Unser Fazit: Wenn fancy Essen – dann im La Bohmème.

 Hier unsere Bewertung auf einen Blick

La Bohème
Leopoldstraße 180
84804 München

 Öffnungszeiten
Täglich: 9.30 – 24.00 Uhr

 So findet ihr das Restaurant