AWI, ein letzter Liebesbrief an dich

Das Gejammer gestern im Büro war groß. Von Worten wie theatralisch, melodramatisch oder todesbetrübt war die Rede. Der Grund dafür: Nichtsahnend checkte ich in der Mittagspause mein Handy und wurde von einer Welle von Nachrichten überschüttet. Ich brauchte einige Momente, um es zu begreifen – und mich wieder fangen zu können.

Für alle, die die Nachricht bisher noch nicht erreicht hat: Setzt euch lieber – oder haltet euch an etwas oder jemanden fest. Das allseits geliebte Awi schließt seine Türen – für immer. Na gut, vielleicht nicht für immer. Dennoch ist bisher ungewiss, wo es das nächste Mal (für mich) heißen wird: „15 Blutgrätschen, bitte!“ (In der Fox Bar ist es nicht das Gleiche!)

Vor zwei Jahren wurde mir von allen Seiten zugetragen, dass es einen „neuen“ Laden direkt an der Müllerstraße geben soll. Eine weitere Bar im Glockenbach – weltbewegend. Anfangs war ich noch etwas unbeeindruckt vom ganzen Geschehen, doch wurde schnell eines Besseren belehrt. Die Bezeichnung „sicherer Hafen im aufbrausenden Großstadtgewässer“ trifft es ziemlich gut – schließlich soll das Schiff auch wohl behütet seinen Anker lichten können. (Um damit vollends aus den Tiefen des Metaphorischem geschöpft zu haben.)

Die rosarote Brille tragend, schwelge ich in Erinnerung. Denn hier sind fundamentale Freundschaften entstanden und auch gefestigt worden. Nur allzu oft tanzten wir bis in die Morgenstunden, tranken gefühlt den ganzen Bestand leer oder fanden in einer Ecke den perfekten Platz, um kurz einen Powernap einzulegen. (Letzteres bezieht sich nicht auf mich)

Es wurden Challenges untereinander festgelegt, Shots wurden einem unkommentiert während dem Vorbeigehen vor die Nase gestellt und wenn die Planeten wirklich richtig standen, wurde auch lauthals zur Musik mitgesungen. Es wurden so viele Blutgrätschen getrunken, dass sich keiner mehr traute die genaue Anzahl auszusprechen. Zu ganz später Stunde packten wir – ganz eigennützig – unsere Sticker aus und klebten sie an jeden fremden Rücken, der uns unter die Augen kam. Um schlussendlich irgendwann, mit der allzeit breiten Sonnenbrille, aus dem Ort voller Wonne nach Hause zu schweben. 

Manch einen lässt diese Nachricht vielleicht kalt. Doch einige sitzen in einer ähnlich emotionalen Achterbahn und für Diejenigen ist eines klar: In den letzten zwei Jahren wurde hier ein zwischengenutzter Ort geschaffen, um gemeinsam mit alten und neugewonnen Freunden dem Alltagstrott zu entfliehen – Chapeau dafür. Es hat schon etwas zu bedeuten, wenn die (oftmals brisante) Berichterstattung mit „Gestern im Awi...“ anfängt. 

Wir sind gespannt, ob sich auch an einer anderen Lokalität der Spirit des Ladens nur ansatzweise so einfangen lässt. Bis zum 14.04 sehen wir uns auf jeden Fall zu gewohnter Zeit an der Bar. 

Liebes AWI, mit euch endet eine Ära. Danke für die Momente und bis hoffentlich ganz bald.