In München verliebt

 

 

 

 

 

Vor einigen Wochen saß ich im Café Lohner und Grobitsch um darüber zu berichten. Da es an dem Tag ziemlich ruhig war, fragte ich kurzerhand alle Leute persönlich, ob es okay wäre, wenn sie auf den Bildern drauf wären. Eine Frau in der Ecke des Cafés fragte mich, was ich mit den Bildern machen würde. Ich erklärte ihr das Konzept unseres Blogs und sie war sofort begeistert. „Ich bin hier, weil ich letztens über dieses Café hier geschrieben habe. Für mein Buch – darin geht es auch um untypische Locations. Komm doch einfach mal bei uns im Verlag vorbei!“

Die sympathisch wirkende Frau trug ihre schwarzen Haare kurz als Bob mit Pony, hatte roten Lippenstift und nippte an ihrem Kaffee - ihr Name: Anne Dreesbach. Sie leitet seit 2006 den August Dreesbach-Verlag am Gollierplatz. Der Verlag vertreibt Bücher in den Bereichen Geschichte, Grafik - Lithografie, Typografie - und alles, was mit der München-Thematik zu tun hat. Meistens schreiben sie nicht unbedingt selber – außer wenn ihnen ein Projekt sehr am Herzen liegt. Und es nicht in fremde Hände geben möchten. Wie bei ihrem Buch „In München verliebt“. Ich habe ihr Angebot also angenommen und habe dem Verlag einen Besuch abgestattet. Dort erzählten mir die Mitarbeiter, was es mit ihrem Buch auf sich hat und was sie an München untypisch finden.

Worum geht es im Buch?

Es geht darum, Tipps über die Stadt München zu geben. Wo kann man einkaufen, ausgehen und seine Freizeit gestalten? Das Ganze soll immer mit Blick auf den Partner stattfinden. Oder auch auf sehnsuchtsvolle Singles. Heißt: Singles, die von sich sagen, dass sie vielleicht doch irgendwann noch einen Partner haben möchten. Dazu brauchen sie viele Dates und Orte – die wir ihnen bieten können.

Wie viele Singles gibt es denn überhaupt in München?

Wir wissen keine konkreten Zahlen, aber München ist eine der größten Single-Städte Deutschlands. Wahrscheinlich wegen den vielen Studenten oder Zugezogenen – diesen ganzen armen Menschen, die hier eine Arbeit gefunden haben, dann herkommen ohne jemanden zu kennen. Dann ist es in München auch gar nicht so einfach, Kontakte zu knüpfen, wenn man nicht schon in einer Community ist. Deswegen hat es sich förmlich angeboten ein solches Buch zu schreiben.

Jetzt gibt es ja viele Dating-Apps wie Tinder und Co. - Warum denkt ihr, könnten die Menschen trotzdem zu eurem Retro-Werkzeug "Buch" greifen?

Wir glauben, dass es mit dem Online-Dating an sich nicht getan ist. Selbst wenn man sich online kennen lernt, tut man irgendwann den Schritt in die Realität und trifft sich. Und dafür braucht man geeignete Orte. Wir haben ehrlich gesagt die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es auch heutzutage noch möglich ist, einem netten Menschen im Café oder im Museum zu begegnen woraus sich ein cooler Kontakt entwickelt. Das war eigentlich unsere Idee, die uns Inspirationen dazu geliefert hat. Und selbst wenn man viel über Tinder unterwegs ist: Wenn man immer ins gleiche Café geht ist das irgendwann ja auch komisch.

Was ist an eurem Buch untypisch?

Das erste was ins Auge fällt ist die Gestaltung. Wir sind nicht blau/weiß, wir haben kein Rautenmuster oder Münchner Kindl irgendwo sitzen. Es ist einfach etwas hipper gestaltet. Man geht also ganz gerne mit dem Buch um. Und wir haben uns bei bestimmten Kategorien bemüht, nicht immer die gleichen Tipps zu geben. Natürlich sind die großen wichtigen Sehenswürdigkeiten wie der Englische Garten oder Schloss Nymphenburg mit dabei. Es soll ja auch ein Geschenk für diejenige sein, die einfach mal so nach München fahren. Aber wir haben uns genauso bemüht beim Thema Ausgehen etwa Clubs auszusuchen, die nicht das P1 oder Pacha abbilden sondern auch anders sein können. Die Leute sollen die Idee kriegen in etwas Alternatives zu gehen. Davon gibt es in München einiges - wenn man sie sucht. Wir haben also immer wieder versucht etwas Untypisches vorzuschlagen.

Worin unterscheidet sich euer Buch von anderen Münchner Guides?

Wir denken bei uns ist es die Perspektive. Wir haben versucht durch die rosarote Brille zu gucken. Was kann man gut zu zweit machen? Wo ist München romantisch? Wo ist es schroff, aber doch interessant für Paare? Und ein Aspekt ist auch, dass wir München nicht nur von der Oberfläche behandeln sondern darin auch Geschichten von Paaren aus München oder der Literatur vorkommen. Außerdem haben wir Informationen über Filme und Serien eingebracht, die Münchner Liebespaare behandeln. Es sind Bereiche vorhanden, die verschiedene Einblicke gewähren. Das geht vom Stadtführer über den Weddingplaner bis hin zum Sexualberater. Die bringen nochmal andere Ansichten, was das Buch lockerer macht.

Ihr seid im Verlag auch nicht alle Ur-Münchner. Was empfindet ihr in der Stadt denn als typisch bzw. untypisch?

Einige von uns sind zugezogen und wegen der Arbeit in der Stadt. Für uns ist es typisch München, dass es unheimlich voll ist in der Stadt und man seine Ausgehoptionen besser planen muss, weil man immer einen Tisch reservieren sollte. Das waren viele von uns nicht gewohnt und ein Aspekt, den wir als wahnsinnig typisch empfinden würden. Weil alles so zentriert liegt. Insofern sind für uns untypische Locations eher eine Art Erholungsraum. Die Glyptothek ist zwar total typisch, weil es eine Sehenswürdigkeit ist, aber man hat dort seine Ruhe. Für andere ist es das Theater. Da kommen wirklich auch viele experimentale Stücke. Alle kommen dann zwar total schick, granteln aber über die experimentelle Spielart und verlassen ab der Hälfte das Stück. Das Gegensätzliche empfinden wir als besonders typisch bzw. untypisch.

Genau das wollten wir im Buch "In München verliebt" etwas aufweichen. Die Leute sollen sich denken: "Da ist es cool, da gehe ich doch mal hin." Für jeden Beziehungsstatus – von Single, über Verheiratete, den älteren Paaren bis hin zum Thema Herzschmerz – alles ist durchdacht. Auch für jede Altersgruppe soll sich da eine passende Location finden. Ein junger Mensch sollte sich genauso in eine Oper trauen dürfen, wie eine ältere Person ins Kreativquartier.

Vielen Dank für das Interview!