Le Freak - C'est Chic!

 

 

 

 

 

Sein französischer Vorname passt perfekt zu dem 19-jährigen Modejournalismus- Studenten. Jean-Noël stammt zwar nicht aus Frankreich, spricht die Sprache aber fließend und hat dieses besondere Stilgefühl, das wir hauptsächlich den Franzosen zugestehen. Das Gespür für Mode, gepaart mit seiner offenen und ehrlichen Art, viel Humor und einer ordentlichen Portion Verrücktheit, macht ihn zu einer ganz außergewöhnlichen Person. Wir trafen uns an einem schönen Herbstsonntag an der Reichenbachbrücke und unterhielten uns über seinen Stil und das Leben in München.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Das ist schwierig in Worte zu fassen, aber ich würde sagen, dass mein Stil einerseits immer chic ist, andererseits auch etwas experimentell und ungewöhnlich. Ich versuche viele Stile zu mischen, die erst in Verbindung Sinn ergeben und die man letztlich nicht als einen bestimmten Stil bezeichnen kann. Ich trage heute zum Beispiel ganz klassisch einen Pullover über dem Hemd, was erst in Kombination zu der ausgefransten Cropped-Jeans und den Schuhen – die auch für sich allein stehen, spannend wird.

 

Versuchst du mit deiner Kleidung aufzufallen oder ist es dir wichtiger dich einfach wohlzufühlen?

Zunächst mal ist es wichtig, dass ich mich wohlfühle. Ich möchte auch nicht bewusst mit meiner Kleidung auffallen, sondern auf eine subtile Art und Weise. Aktuell befinde ich mich noch in der Selbstfindungsphase und versuche viel Neues auszuprobieren und zu nichts Nein zu sagen. Was mir heute gefällt, kann mir aber in zwei Wochen vielleicht schon nicht mehr gefallen.

 

Das heißt du hast deinen persönlichen Stil noch nicht gefunden?

Nein, noch nicht so ganz. Ich glaube aber auch, dass man nie so ganz bei einem konkreten Stil bleibt. Man macht im Laufe seines Lebens viele Phasen durch, weswegen sich der Stil immer wieder ein wenig verändert. Da spielt das Alter natürlich eine große Rolle, aber auch einschneidende Erlebnisse. Der eigene Stil besteht für mich aus feststehenden Grundbausteinen und verschiedenen Komponenten, die man immer wieder neu erfinden oder weiterentwickeln kann.

 

Welche Erlebnisse haben deinen Stil geprägt oder verändert?

Vor zwei Jahren habe ich mich geoutet, das hat meinen Stil sehr verändert. Es gab einen Jean-Noël vor dem Outing, dann kurz danach und seit ich vor über einem Jahr nach München gezogen bin. Vorher war es schwierig modisch gekleidet zu sein aber nicht zu sehr damit aufzufallen. Nach dem Outing, was glücklicherweise sehr gut von meiner Familie und meinen Freunden aufgenommen wurde, hatte ich mehr Freiheiten. Dafür bin ich unglaublich dankbar. Durch den Umzug vom Dorf in die Großstadt hatte ich das Gefühl mich noch mehr entfalten zu können.

 

Was hat München an Szene-Bars und Clubs zu bieten?

Am Wochenende sind Clubs wie das New York in der Sonnenstraße genau richtig um einfach nur Spaß zu haben. Dann gibt es das Harry Klein, was jeden Mittwoch zum Garry Klein wird. Genauso wie die Eden Bar, die ebenfalls mittwochs „schwul“ ist. Und eben noch ein paar Bars wie zum Beispiel das Kraftwerk. München hat aber eindeutig noch mehr Potential.

 

Dein Favorit?

Wenn man wie ich als Student oft knapp bei Kasse ist, empfehle ich sonntags ins Sub zu gehen, das ist das Schwule Kommunikations-und Kulturzentrum in der Müllerstraße – dort kostet an diesem Tag jedes Getränk nur 1,50 Euro. Danach geht’s ein paar Häuser weiter in die Registratur, die sonntags auf „homo“ macht. Der Eintritt dort ist frei und es läuft EDM und Techno.

 

Wo trifft man dich in München noch an?

Im Tal gehe ich super gerne zu Pick and Weight um nach Kleidung zu stöbern. Auf dem Viktualienmarkt gibt es meiner Meinung nach die besten Brezen und den besten Cappuccino in ganz München. Ansonsten bin ich gerne mit Freunden zum Essen im Ocui. Am Gärtnerplatz oder an der Isar trinken wir dann gemütlich ein Bier.