Das Gärtnerplatzviertel ist ein reales Sammelsurium an hippen Boutiquen, Cafés und Bars und zählt in München zu einer ziemlich angesagten Gegend beim jungen Publikum. Hier hat die Gentrifizierung bereits zugeschlagen. Doch nicht überall. Das Baader Café ist eine der letzten Festungen an zeitlosen Künstlercafés, welches sich trotz schnelllebiger Trends bereits über 30 Jahre halten kann. Und genau deswegen ist das Baader Café genau richtig und unentbehrlich für dieses Viertel. Es überkommt einem das Gefühl, dass das Lokal sich seit der Eröffnung Mitte der achtziger Jahre gar keiner Veränderung unterzogen hat – und das ist auch das Besondere daran.
Das Baader Café ist eine ausgefallene Instanz der Münchner Szenekneipen
Damals galt das Viertel noch als verschlafenes Nest mit wenig alternativen Szenekneipen. Doch das „Baader“ war eine der wenigen davon. Hier trafen sich alle möglichen Kreativen – meistens blieben sie über mehrere Stunden im Café sitzen. Es scheint, als hätte sich seitdem optisch nicht mehr viel verändert. Die Gäste sitzen auf sperrigen Schulsitzen, die Wand ist quietschgelb gestrichen und die Wandbilder sind kunterbunt durchgemischt. Doch erkennt man immer wieder den Charakter und Charme dieses Cafés, wenn man weiß, welche tollen Projekte hier schon entstanden sind. So beispielsweise hängt an einer Wand des Cafés eine Zeichnung mit dem Vermerk „Planet der Affen“. Das machte sich die damalige Indie-Rock-Band „Monostars“ zum Anlass, ein Lied aus ihrem „In Zeitlupe“-Album nach eben diesem Wandbild zu benennen. Genauso sieht man oben auf der Bar-Theke zahlreiche Pokale – die stammen nämlich von den sogenannten Baader Cups, die damals unter Freizeit-Fußballmannschaften ausgetragen wurden. Ebenso retro wie genial ist die Idee, dass man im Baader Café immer noch Musik von Kassetten hört. Wer braucht schon dieses neumodische Zeug? Die Einrichtung und das Konzept sind also eher altbacken geblieben und erinnert mehr an eine Boazn als an ein Café - gleichzeitig aber ist das „Baader“ essentiell für einen traditionellen „Break“ inmitten des In-Viertels. Und schafft damit einen Ort, an dem es noch wirklich Charakter gibt.
“Alles Leben steht unter dem Paradox, dass, wenn es beim Alten bleiben soll, es nicht beim Alten bleiben darf.”
Das Beste im Baader Café: Das lange Frühstück
Das Café ist tagsüber eher ein Restaurant, gegen Abend dürfen hier Gäste auch gerne ihre Feierabendbiere genießen. Warum es sich aber für uns lohnt dorthin zu gehen, ist das solide Frühstücksangebot. Wer wie wir abends öfter auf Tour ist, dem kommt es sehr gelegen, dass im Baader Café bis 16 Uhr gefrühstückt werden kann. Es gibt vorgefertigte Menüs oder die Möglichkeit sich selbst ein Frühstück zusammenzustellen. Drei Kräuterrühreier mit frischen Tomaten, Emmentaler und Buttertoast kosten dort 5,60 Euro, einen riesigen „Breakfast Burrito“ gibt es für 5,90 Euro. Standards wie Crossaints für 1,70 Euro oder einen Cappuccino für 2,30 Euro gibt es selbstverständlich auch. Zudem hat das Café auch eine Wochenkarte, auf der leckere Angebote wie beispielsweise Maronen-Kässpätzle empfohlen werden. Das Essen schmeckt, die Portionen ausreichend und preislich vollkommen im Rahmen.
Und auch wenn neuerdings digitale Hipster mit Laptop und iPhone neben den alteingesessenen analogen Künstlern dieser Welt auf den Holzstühlen Platz nehmen, so lautet das Credo des Baader Cafés wohl wie einst von Franz Xaver von Baader (übrigens Namenspatron der Straße und darüber hinaus auch das des Cafés): "Alles Leben steht unter dem Paradox, dass, wenn es beim Alten bleiben soll, es nicht beim Alten bleiben darf."
Baaderstr. 47
80469 München
Öffnungszeiten
Sonntag bis Donnerstag: 09.30 Uhr – 01.00 Uhr
Freitag und Samstag: 09.30 Uhr – 02.00 Uhr
So findet ihr das Café